Abdi Cetin will den Türkischen FK vor dem Abstieg retten

Rückkehr in schwierigen Zeiten

von Marco Puschner

Eigentlich ist Abdi Cetin ja ein Süder. Für den SV 73 hat er jedenfalls schon als Sechsjähriger und noch bis zu den A-Junioren Fußball gespielt. Dass aber später mal der Türkische FK sein Verein werden würde, hat der heute 33-Jährige schon früh gemerkt. „Wir haben in der Werderau gewohnt, und irgendwann hat mein Vater mich mal zu einem Punktspiel der Süder gegen den TFK mitgenommen.“

Das war Anfang der 80er Jahre, und der Türkische FK hatte als einer der damals noch sehr wenigen türkischen Klubs in Nürnberg eine Sonderstellung inne. „Deshalb hatten die ganz viele Fans dabei, die eine tolle Stimmung gemacht haben. Das war mein erster Kontakt mit dem Türkischen FK, und von da an wusste ich, dass ich für diesen Verein einmal spielen will.“

In den 90er Jahren hat sich Cetin nach Stationen beim Post SV und Dergahspor diesen Wunsch erfüllt. Sechs Jahre ging der Offensivspieler für den TFK auf Torejagd; dann wechselte er zu Türk Gücü Lauf und 2001 zur Turnerschaft Fürth. Im vergangenen Dezember kehrte Cetin als Trainer an seine alte Wirkungsstätte zurück.

Es ist eine Rückkehr unter erschwerten Bedingungen: Nicht nur, dass der TFK in der Bezirksliga Nord mal wieder im Abstiegskampf steckt. „Als ich kam, waren Auflösungserscheinungen feststellbar“, sagt Cetin. Der Vorsitzende Ibrahim Kurnaz hatte sich nach nur fünf Monaten Amtszeit ebenso verabschiedet wie Abteilungsleiter Bayram Türen, Cetins Vorgänger Necdet Cetinkaya war enttäuscht zurückgetreten, und viele Spieler standen vor dem Absprung.

„Im früheren Vorstand saßen Leute, die bemüht waren, die sich aber einfach zu wenig ausgekannt haben“, sagt Cetin. Den Spielern seien großzügige Versprechungen gemacht worden, die letztlich nicht eingehalten werden konnten. Akteure wie Serdar Durmuz (Türkischer SV Gostenhof), Serdar Cetinkaya (Post SV) und Tamsan Bagdir (Dergahspor) kehrten dem TFK deshalb in der Winterpause enttäuscht den Rücken.

Gemeinsam mit dem neuen Vereinsboss Ugur Kaya, mit dem Cetin einst gemeinsam beim TFK gespielt hatte, leistete der Trainer Überzeugungsarbeit bei den restlichen Spielern.

Der Kundenbetreuer konnte die Spieler überzeugen

Tatsächlich ist es dem eloquenten Coach, der bei Grundig in der Kundenbetreuung arbeitet, gelungen, die verbliebenen Leistungsträger zu halten und mit Paolo Pilloni (TSV Kornburg), Murat Cakir (TSV Winkelhaid), Besnik Gllogjani (ASV Zirndorf), Metin Alay (Dergahspor) und Hogar Hakim (TSV Südwest Schwaben II) noch einige Verstärkungen an Land zu ziehen.

Cetin, zuletzt bei der Turnerschaft Fürth noch als spielender Co-Trainer aktiv, will nach Möglichkeit das Geschehen nur von außen betrachten: „Ich würde es vorziehen, nicht mitspielen zu müssen.“ Dafür kümmert er sich über die Trainingsarbeit hinaus um die Belange des TFK: Er hat dem Bezirksligisten eine Homepage eingerichtet und bemüht sich darum, das Klubheim in der Halskestraße wieder zu einem festen Mittelpunkt des Vereinslebens zu machen.

Für Cetin, der einen Vertrag bis Saisonende besitzt, ist es die erste Aufgabe als Chefcoach, und eine enorm schwierige dazu, auch wenn das Schlusslicht nur vier Punkte vom rettenden Ufer trennen. „Mit dem Toreschießen haben wir keine Probleme“, sagt er - am Abwehrverhalten seines Teams müsse indes gearbeitet werden.

Gelingt der Ligaverbleib, soll endlich mal Ruhe und Kontinuität beim TFK einkehren. Cetin will ein „neues Zugehörigkeitsgefühl“ innerhalb des Vereins schaffen, in dem die handelnden Personen in den Vorjahren häufig wechselten: „Die hohe Fluktuation hat uns geschadet. Ich will hier langfristig arbeiten.“ Der 1978 gegründete TFK spielt - von einer zweijährigen Unterbrechung nach dem Abstieg 2000 abgesehen - seit 1994 in der Bezirksliga und gehört dort fast zum Inventar.

Im Kampf gegen den Abstieg hofft der 33-Jährige, der ein Ensemble aus sechs Nationen dirigiert, auf die Fairness aller Beteiligten. „Ich habe immer noch den Eindruck, dass Vorurteile gegenüber ausländischen Mannschaften herrschen.“ Von Zuschauern und Referees, so Cetins Eindruck, werden türkische Teams von vornherein etwas kritischer beäugt: „Alle Beteiligten sollten erstmal davon ausgehen, dass wir anständig sind. Wir müssen ja nicht beweisen, dass wir fair sind, sondern man muss uns Unfairness nachweisen“, argumentiert Cetin beinahe juristisch.

Er werde jedenfalls seinerseits darauf achten, dass sich sein Team nicht durch Undiszipliniertheiten alles vermasselt. Schließlich soll Cetins Rückkehr zu „seinem“ Verein in eine Erfolgsgeschichte münden.